Schon heute legen wir den Grundstein für Morgen. Damit weiterhin auch künftige Generationen nicht nur ausreichend Ressourcen zur Verfügung haben, sondern auch die Produktion von Nahrungsmitteln sichergestellt werden kann, muss die Zukunft der Landwirtschaft und der Nutztierhaltung jetzt beginnen. Dabei wollen wir Landwirte nicht bevormunden, sondern mithilfe von Transparenz und der Stärkung von Informationsmöglichkeiten die Entscheidungsfähigkeit der Konsumenten stärken. Allerdings machen auch Verbote und bürokratische Hürden es Bauern schwer, ihre tägliche Arbeit zu leisten.
Deshalb sehen wir uns als Partner der Agrarwirtschaft darin, die Weichen zu setzen, sodass die Zukunft der Land- und der Agrarwirtschaft nicht nur nachhaltiger, sondern auch die langfristige wirtschaftliche Grundlage von Bauernhöfen gesichert ist. Dabei setzen wir als Junge Liberale Thüringen auf einen Mix aus selbstauferlegten Zielnormen, einer besseren Kontrolle von bestehenden Regeln sowie die Einführung von transparenz-schaffenden Instrumenten. Auch wollen wir die Existenzgrundlage von Bauernhöfen sichern und die Möglichkeit von Forschung in der Agrarwirtschaft stärken.
Einführung eines europaweiten Tierwohllabels
Eine gut funktionierende Marktwirtschaft beruht auf den informierten Kaufentscheidungen der Konsumenten und Konsumentinnen. Besonders beim Einkauf tierischer Erzeugnisse, sei es im Supermarkt, an der Fleischtheke oder beim Metzger, ist es aber aktuell kaum möglich, diese zu treffen. Das Tierwohl kann daher de facto nicht in die Kaufentscheidung einfließen. Wir fordern die Einführung eines europaweiten Tierwohllabels. Dieses Gütesiegel soll alle Haltungsformen abdecken, allerdings nicht verpflichtend sein. Den Verbrauchern und Verbraucherinnen soll damit die Möglichkeit gegeben werden, sich bewusst für Produkte, die mehr als die gesetzlichen Grundvoraussetzungen erfüllen, entscheiden zu können und so ihr Kaufverhalten ihren persönlichen Vorlieben besser anzupassen. Die Kriterien für dieses Label sollten allerdings nicht von oben herab von der Politik diktiert werden, sondern in einem Dialog zwischen Industrie- und Umweltschutzvertretern erarbeitet werden, in welchem die Politik eine vermittelnde Rolle wahrnimmt.
Auch Antibiotika haben ihre Grenzen
Ein zunehmend wichtigeres Problem ist der übermäßige Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung. Da durch den massiven Antibiotika-Einsatz auch langfristige gesundheitliche Folgen für Konsumenten immer wahrscheinlicher werden, fordern wir, dass in landwirtschaftlichen Betrieben ein sogenannter Antibiotikamonitor verpflichtend eingeführt wird. Durch diesen Antibiotikamonitor wollen wir es ermöglichen, dass Konsumenten auf den ersten Blick erkennen können in welcher Menge und Intensität bei der Haltung der Tiere Antibiotika zum Einsatz gekommen sind.
Stärkung europäischer Haltungsstandards
Die Frage des Tierschutzes nimmt keinen Halt an Ländergrenzen. Damit zukünftig garantiert werden kann, dass gute Standards für das Tierwohl erreicht werden können, bedarf es einer europäischen Lösung. Deshalb setzen wir uns als Junge Liberale dafür ein, dass europaweite Standards in der Aufzucht von Nutztieren etabliert werden. Dabei bedarf der Einsatz von Futtermitteln, Antibiotika und Haltungsbedingungen einheitliche Regelungen, die es möglich machen, das Tierwohl zu garantieren.
Bessere Kontrolle von fleischverarbeitenden Betrieben
Neben Fragen zur Aufzucht von Tieren ist auch die Frage der Umstände der Schlachtung in letzter Zeit vermehrt in den medialen Fokus gerückt. Die bessere Kontrolle dieser wird auch dem Image der gesamten Branche zugutekommen. Dafür ist es notwendig, besonders die Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter personell und finanziell flächendeckend besser auszustatten. Darüber hinaus fordern die Jungen Liberalen Thüringen die Aufgaben und Zuständigkeiten der Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämter in Thüringen auf Landesebene zentral zu organisieren. Zusätzlich fordern wir die Gesundheitsämter auf, ihre Aufgaben und die Möglichkeiten der Kontrollbefugnisse wahrzunehmen.
Gentechnik ermöglichen
Die Jungen Liberalen wollen es Landwirten ermöglichen, die Produktion von Saatgut für sich individuell anzupassen. Deshalb sprechen wir uns im begrenzten Maße auch für den Einsatz von gentechnischem Saatgut aus. Durch Technologien wie Genome Editing wird die effiziente Zucht von Pflanzen mit speziell an die Umwelt angepassten Eigenschaften ermöglicht. Somit können die landwirtschaftlichen Flächen im Freistaat effektiver und schonender verwendet werden. Dadurch ermöglichen wir auch eine Reduktion im Einsatz von Düngemittel und Pestiziden.
Risikovorsorge statt Risikoblindheit
Die Folgen des menschengemachten Klimawandels sind bereits heute in Form von zunehmenden Ernteausfällen und sich verschlechternden Anbaubedingungen für Landwirte erkennbar. Dies erschwert zunehmend die Existenz von landwirtschaftlichen Betrieben. Deshalb wollen wir Landwirten im Freistaat die Möglichkeit geben, bereits jetzt auf zukünftige Risiken zu reagieren. Deshalb setzen wir uns auch auf Bundesebene für eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage in der Land- und Forstwirtschaft ein. Um Ertragsschwankungen für landwirtschaftliche Betriebe infolge von Wetterrisiken zu minimieren, soll Land- und Forstwirten die Bildung einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage bis zur Höhe des durchschnittlichen Gewinns der vergangenen vier Wirtschaftsjahre ermöglicht werden.
Bewusstsein für heimische Arten stärken
Thüringen bietet mit geschätzt 55.000 Tier- und Pflanzenarten eine einzigartige Artenvielfalt, die allerdings Vielen im Freistaat kaum bekannt ist. Bewusstsein für die heimische Flora und Fauna ist jedoch einer der eindrucksvollsten Motivatoren für effektiven Umweltschutz.
Die Jungen Liberalen Thüringen wollen Möglichkeiten schaffen, dieses Bewusstsein den Bürgern und Bürgerinnen vor Augen zu rufen. Dabei wollen wir gezielt über den Tellerrand von bereits angewandten Konzepten wie Naturschutzgebieten blicken und besonders digitale Initiativen fördern. So setzen wir uns für innovative Konzepte wie die App „Flora Incognita“ der TU Ilmenau zur Identifizierung von Wildpflanzen ein. Mittelfristig soll auch ein digitaler Katalog kostenlos allen Bürgern und Bürgerinnen zur Verfügung gestellt werden, in welchem auf ansprechende Art ausführliche Informationen zur heimischen Flora und Fauna präsentiert werden.
Biodiversität für das Jahr 2030
Zentrales Stück der Anstrengungen zur Förderung der Biodiversität in Thüringen ist die „Thüringer Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“ aus dem Jahr 2011. Diese formulierte Ziele und Maßnahmen für viele verschiedene Gebiete bis ins Jahr 2020. Offensichtlich ist das Thema der Biodiversität aber noch nicht abgeschlossen. Wir fordern daher eine umfassende Auswertung der Ziele und der Maßnahmen, die in der „Thüringer Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“ genannt werden. Nur durch Erfassung der Problempunkte, aber auch der erfolgreichen Ansätze kann ein Nachfolgeprojekt sinnvoll erstellt werden. Wir halten es für notwendig, in enger Zusammenarbeit mit Experten aus NGOs, Wissenschaft und Wirtschaft eine landesweite Strategie für den Zeitraum bis zum Jahr 2030 zu formulieren, die als Richtschnur für weitere Projekte dienen kann. Die Jungen Liberalen Thüringen fordern eine Offensive für Blühstreifen und Hecken – für mehr Bienen und weniger ausgeräumte Landschaften.